Morbus Crohn

Morbus Crohn

Die schubweise verlaufende chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die alle Abschnitte des Gastrointestinaltraktes befallen kann1, betrifft geschlechtsunspezifisch vor allem junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, mit einer Prävalenz von etwa 250-500 auf 100.000 Einwohner.2 Während die Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, deutet familiäre Häufung auf eine genetische Disposition hin, dazu gibt es Hinweise auf eine autoimmunologische Ätiologie.2 Weitere Hypothesen betreffen Störungen des darmeigenen Mikrobioms oder psychosomatische Faktoren als Ursache und Ernährungsgewohnheiten, Nikotinabusus und orale Kontrazeptiva als Risikofaktoren.2

Betroffene Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren stellen eine besondere Untergruppe dar, die etwa 15-25 % aller Morbus-Crohn-Erkrankungen ausmachen. Dabei sind vereinzelt Fälle von Morbus Crohn im Säuglingsalter bekannt.3,4

Krankheitsbild

Von Morbus Crohn Betroffene leiden häufig unter lang anhaltendem Durchfall und krampfartigen Schmerzen, Fieber und Gewichtsverlust.5 Bevorzugt befällt der Morbus Crohn Ileum und Colon, seltener Ösophagus und Mund.1 Die individuelle Symptomatik hängt davon ab, in welchem Abschnitt des Verdauungstraktes die Erkrankung auftritt. Differentialdiagnostisch ist Morbus Crohn von einer Colitis Ulcerosa abzugrenzen.5 Zur Diagnostik zählen Untersuchungen von Blut- und Gewebeproben, Sonografie des Bauches sowie Magen- oder Darmspiegelung. Als charakteristisches Zeichen für einen Morbus Crohn gilt vor allem der transmurale und segmentale Befall der Darmschleimhaut.2 Die Therapie erfolgt meist medikamentös-immunsuppressiv, in seltenen Fällen kann jedoch auch eine chirurgische Behandlung in Betracht gezogen werden.1

Bei Kindern und Jugendlichen fehlen oft die charakteristischen Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall. Hier sind Gewichtsverlust und Mangelernährung mögliche erste Hinweise auf die chronische Erkrankung.5 Aus diesem Grund sollte in der klinischen Praxis auf eine komplexe Diagnostik und eine abgestufte Therapie geachtet werden.3


Leitliniengerechte Behandlung (Stand: 18.03.2024)

Zur aktuellen Leitlinie

Entsprechend der Krankheitsaktivität erfolgt die Therapie von Morbus Crohn in der Regel medikamentös.

Erwachsene Patienten

Therapie im akuten Schub

  • Bei hoher Entzündungsaktivität und/oder ausgedehntem Dünndarmbefall sollte initial mit systemischen Glukokortikoiden behandelt werden. Eine frühzeitige immunsuppressive Therapie oder eine Therapie mit Biologika wie z.B. Ustekinumab, Risankizumab, Upadacitinib, Vendolizumab oder einem TNF-a-Inhibitor wie z.B. Infliximab sollte erwogen werden. Im Falle von Infliximab ist die Kombination mit Thiopurinen in Betracht zu ziehen.
  • Falls der Patient die leitliniengerechte medikamentöse Therapie ablehnt oder sie aufgrund unerwünschter Wirkungen nicht bzw. schlecht verträgt, kann die Therapie des akuten Schubes exklusiv über eine enterale Ernährungstherapie bzw. Diät erwogen werden.

Langzeittherapie

  • Eine Langzeittherapie zur Remissionserhaltung sollte gemäß Leitlinie mittels Immunsuppressiva (wie z. B. Methotrexat) oder Biologika wie z.B. Ustekinumab, Risankizumab, Upadacitinib, Vendolizumab oder einem TNF-α-Inhibitor durchgeführt werden.
  • Bei mittlerer bis hoher Krankheitsaktivität und Refraktion unter Glukokortikoiden sollte die Therapie primär mit Biologika wie z.B. Ustekinumab, Risankizumab, Upadacitinib, Vendolizumab oder einem TNF-α-Inhibitor erfolgen.
  • Bei hoher Entzündungsaktivität und/oder ausgedehntem Dünndarmbefall sollte frühzeitig eine Immunsuppression eine Therapie mit Biologika wie z.B. Ustekinumab, Risankizumab, Upadacitinib, Vendolizumab oder einem TNF-α-Inhibitor erfolgen.
  • Bei stabiler klinischer Remissionsphase ohne nachweisbare Entzündungszeichen kann die Beendigung der Therapie mit Immunsuppressiva oder Biologika erwogen werden.
  • Vor der Einleitung einer Immunsuppressiva- oder Biologikatherapie sollte die Möglichkeit/Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention geprüft werden.
  • Bei milder Krankheitsaktivität kann auch die Option erwogen werden, keine weitere Therapie einzuleiten.

Literatur:

1. Walter de Gruyter GmbH. Pschyrembel Online. Morbus Crohn. Online unter: https://www.pschyrembel.de/Morbus%20Crohn/K06VW/doc/ Letzter Zugriff: 15.07.2024
2. Fink B et al. Morbus Crohn. DocCheck Flexikon, das Medizinlexikon zum Mitmachen. Online unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Crohn-Krankheit Letzter Zugriff: 15.07.2024
3. Sturm A, Atreya R, Bettenworth D et al. Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) (Verion 4.1) -living guideline. Online unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-004.html Letzter Zugriff: 15.07.2024
4. Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Morbus Crohn. Online unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/morbus-crohn/was-ist-morbus-crohn/ Letzter Zugriff: 15.07.2024
5. Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung. Morbus Crohn. Online unter: https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen/was-ist-morbus-crohn/ Letzter Zugriff: 15.07.2024

 

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